Mittwoch, 1. Dezember 2010

Ein Winterabenteuer ... oder der kurze Weg kann ganz schön lang sein

Normalerweise fährt das große Trollkind zu den Pfadfindern, um Abenteuer zu erleben. Aber ab und an ist das Abenteuer nicht der Heimabend, sondern die Abholung durch die Trollmama ...

Es hat geschneit, der Winterdienst ist bereit, aber wer natürlich schneller und kräftiger ist bei uns ... ist der Wind. Und der lässt die Schneeflocken tanzen, kaum kommen sie auf dem Feld zur Ruhe, werden sie wieder aufgewirbelt, tanzen auf der Straße weiter. Wenn sie Glück haben, werden sie noch mal aufgewirbelt und landen auf der andere Straßenseite. Wenn sie Pech haben, ist der Tanz an der Leitplanke zu Ende. Und davon hat man in den letzten Jahren hier viele aufgestellt, was der Straße nach einem Tag wie heute so ein klein wenig den Querschnitt einer flachen Badewanne gibt. Noch ein paar Tage Schneefall und der Schneepflug kann zwar den Schnee schieben, aber  wohin? Und was man natürlich wieder nicht aufgestellt hat, zumindest an den Straßen, auf denen ich immer zur Inselhauptstadt fahre, sind die grünen Schneezäune. Das hat natürlich zwei große Vorteile. Die sehr diebstahlgefährdeten Schneezäune sind in ihrem Quartier gut geschützt und halten so noch ein paar Jahre. Und die Schneeflocken haben mehr Freiheit, wenn der Wind sie zum Tanzen einlädt...

Aber das große Trollkind war nun mal in der Inselhauptstadt und sollte am Abend wieder nach Hause, da musste sich die Trollmama eben ins Abenteuer Landstraße bei Schneetreiben stürzen. Gewappnet mit Schneeschieber im Kofferraum, als Winterstandardausrüstung die Regenhose, dicke Wollsocken und sehr hohe Gummistiefel griffbereit, das Handy gut aufgeladen...

Der erste km ging auch ganz gut, die Schneewehe an der Auffahrt zur Hauptstraße ließ sich noch durchfahren. Und da hab ich mich dummerweise für die kürzere Strecke entschieden ... nach nicht einmal einem weiteren km tauchte links ein Warnblinker auf, aber nur einer. Beim Näherkommen war klar, der Rest des Autos stand auf dem Feld, der Fahrer wartete auf größere Technik.

Weiter gings, mal fast freie Straße, mal 20 cm und mehr lockerer Schnee, als Erholung zwischendurch ein Ort ... da war die Straße sogar schwarz. Und Richtungswechsel, eine inzwischen stark ausgedünnte Allee. Der Wind kam ab da immer schön von links. Links Felder und Felder und rechts Felder und Felder und Leitplanken. Mal ist es gespenstisch, allein auf der dunklen Straße unterwegs zu sein, aber gleichzeitig ist es doch sehr angenehm, die Straße für sich allein zu haben, zu wissen, dass hinten niemand drängelt, und kein Gegenverkehr, der mich an die rechte Seite zwingt, das versucht ja schon der Wind genug.

Neben mir im Auto ein kleines Trollkind, das die Zweisamkeit mit Mama nutzen will und ganz viel zu erzählen hat. Aber die Trollmama muss zugeben, dass ihre Aufmerksamkeit größtenteils dem Fahren selber gilt. "Mama, wenn ich Dich ablenke und Du in diesem Schneesturm nichts siehst, kann es ja passieren, dass Du gegen einen Baum fährst" resümiert das Trollkind ganz vernünftig und schnattert weiter, während die Trollmama beruhigend erzählt, dass sie weiß, dass die Straße immer geradeaus geht und die Mitte auch im Schneesturm finden wird ... und ganz froh ist, die Lichter der großen Inselhauptstadt zu sehen.

Für den Rückweg haben wir uns dann gut gestärkt, lieber im Auto Bockwurst mit Brötchen auf dem Schoß zum Abendessen als hungrig in einer Schneewehe vom gesunden heimischen Abendessen träumen. Und diesmal wählte die Trollmama den Umweg nach Hause, die Straße, die mehr durch den Wald führt, entlang, weiter dann doch noch ein Stück durch tanzende Schneeflocken, vorbei an dem Baum, an dem Auto Nr. 3 vor Jahren seine letzte Fahrt beendet hat (zur Beruhigung, von all meinen anderen Autos habe ich mich aus Altersschwäche trennen müssen), und zum Schluss die noch nicht wieder zugewehte Feldstraße bis nach Hause.

Jetzt werde ich das Zeitungspapier in den Kinderstiefeln wechseln und dann lauschen, was der Wind noch so zu erzählen hat...

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