Freitag, 31. August 2012

Mit nackten Füßen ...

 
... über die regennasse Wiese in den Garten laufen, einen duftenden Strauß aus blühenden Kräutern und Goldrute pflücken, ein paar Tomaten ernten, den Schnecken eine verspätete Erdbeere wegessen und Tausenden von Spatzen beim Schnattern in Nachbars Baum zuhören. 

Ein Moment der Entspannung ... eine kleine Insel im Alltag.

 

Aufräumen ...

... ist eigentlich das, woran man am allerwenigsten denkt, wenn es um die Gestaltung eines Sonntagabends geht. Erst recht, wenn es sich um ein Kinderzimmer handelt, in dem ein sparsamer Sachensammler wohnt, der zu jedem Papierschnipselchen, jedem Hölzchen und jedem Stück Bindfaden - und sei es noch so klein oder kurz - noch eine Idee der späteren Verwendung hat. Und der natürlich an all den Produkten seiner kreativen Bau- und Bastelanfälle hängt und es noch nicht allein schafft, seine doch ziemlich angewachsene Sammlung wieder aufzulösen. Ein gemeinsames Aufräumen strapaziert aber die Nerven aller Beteiligten noch mehr, da dieser Kinderzimmerbewohner eindeutig das Kind seiner Mama ist, die aus jedem Stoffrest noch ne Applikation macht. Egal ob er das Sammeln nun mit den Genen übernommen oder sich bei mir abgeschaut hat, mein Kreativlager liefert harte Argumente gegen das Trennen von diversen Sachen.

Am Sonntag nun war die Gelegenheit. Der kleine Sachensammler verbrachte das Wochenende bei Oma und Opa und ich hatte Zeit und Kraft und Energie, mich an diese Baustelle zu machen. Und so habe ich den Großteil dessen, was in meinen Augen entweder weniger wertvoll oder bei Bedarf schnell (nach)lieferbar ist, schön tief in diversen Tonnen versenkt, bevor sie da noch einmal entdeckt werden. Weg ist jetzt der Karton mit den geknüllten Zeitungen, die irgendwann in einem Wutanfall die überschüssige Energie aufnehmen mussten, bis eine Knüllpapierschlacht in der Küche wieder für ausgelassene Stimmung sorgte. Bisher wurde dieser Karton vehement verteidigt, obwohl fast jeden Tag eine neue Zeitung geliefert wird.

Weg sind auch die Kartons, die anno dazumal mit der Schere traktiert wurden und sich danach Saurierhöhlen oder Ritterburgen nannten, aber mittlerweise unter der Last der darauf liegenden Rucksäcke und Kuscheltiere in einen Zustand gekommen sind, dass das Ritterbauaufsichtsamt sie aus Sicherheitsgründen sperren musste. Zum letzten Flug abgehoben haben auch all die Papierflieger, die nach Opas Bastelanleitung (durch's Telefon) entstanden sind für den Flohmarkt, aber dort keinen Absatz fanden. Leider sind sie durch inzwischen deformierte Flügel nicht in den blauen Himmel, sondern in die blaue Tonne geflogen.

Nur zum Lagerfeuer bin ich nicht mehr gekommen, um alle Hölzchen und Brettchen mit geraden und krummen Nägeln drin, die nichts mehr halten, auch so zu entsorgen, das dem Bastler beim zufälligen Anblick nicht wieder einfällt, von welchem Kunstwerk sie ursprünglich mal abstammten. Pfleglich behandelte Kunstwerke dürfen ja gern bleiben, aber nicht deren in Einzelteile zerfallene Reste.

Mit großer Neugier erwartete ich am Montag die Rückkehr des Bastlers und Sammlers. Vorgewarnt öffnete er die Tür seines Kinderzimmers ... und strahlte übers ganze Gesicht. "Mama Danke, jetzt kann ich wieder Besuch haben" waren seine Worte ... und die kamen so von Herzen, dass sie mir eine kleine Träne in den Augenwinkel drückten ...

Mittwoch, 15. August 2012

Barfuß ...

... war das Stichwort für den Samstag. Letztens fiel es mir in einer Nachricht an mich auf. Man(n) läuft barfuß, einfach weil ja Sommer ist. Stimmt eigentlich ...



Barfuß ging der Samstag los, raus aus dem Zelt und quer über die taunasse Wiese. Noch nicht ganz wach hab ich dabei manche Brennnessel gestreift. Der Tau kühlte wunderbar.

Dass es barfuß weiterging durch den knöcheltiefen Modder ins Boot brauche ich kaum zu erwähnen.

Heiß war der Strandsand am Nachmittag an den nackten Füßen, als ich aus der Ostsee stieg.

Barfuß breitete ich das nicht ganz trockene Zelt im Garten aus, als ich sah, dass das Feld hinter dem Zaun abgeerntet war ... und die frischen goldgelben Strohballen nur darauf zu warten schienen, von mir fotografiert zu werden.


Da war sie wieder, die Erinnerung an meine letzten Schulferien und einen Besuch im Dorf meiner Großmutter, als man mir den Trick verriet und wir wetteiferten, wer am weitesten barfuß übers Feld kommt, bevor er wieder in die Schule schlüpft.

Und so zog ich los, quer über's Feld, dem Horizont entgegen. Ich hab es genossen, über dieses riesige Feld zu laufen, Erde und Halme unter den Füßen zu spüren, die Weite der Landschaft genießen zu können und Fotos entlang scheinbar endloser Reihen zu machen.






Es war einfach irre ...



Dienstag, 14. August 2012

Freitagabend ...

... und eine anstrengende erste Schulwoche lag gerade hinter uns. Die beiden Trolle waren unterwegs, die Sonne schon seit gefühlten Stunden hinter grauen Wolken versteckt, der Wohnung sah man die fehlende Zeit an. Die Vernunft hätte einen Einsatz im Haushalt gefordet, dem Körper war eigentlich nur noch nach Schlaf, aber dafür war's dann doch noch zu zeitig.

Aber der Vernunft gegenüber stand da eine Einladung und der versprochene Nudelsalat war auch schon fertig. Außerdem ... wen stört schon eine unaufgeräumte Küche über Nacht, wenn niemand da ist ... die Lebensfreunde hat mal wieder gesiegt.

Und so hab ich den Nudelsalat, Zelt und Schlafsack, nen dicken Pullover und Badesachen, warme Socken und Rotwein in mein Auto geladen, mich gleich dazu und ab ging's zum Grillen und Paddeln zu einem guten Freund und seinen mir unbekannten Gästen.

Die Gäste blieben nicht lange unbekannt, der Pullover nicht lange ungeräuchert und der Rotwein nicht zu. Was stört schon ein Regenguss, wenn man unterm großem Zeltdach sitzt?

Aber am allerschönsten sind dann die Stunden, in denen fast alle in ihren Zelten verschwunden sind und man sich als Freunde zufällig noch mal in der Küche trifft. Da wird rotweinseelig philosophiert, alles Schwere hat eine andere Leichtigkeit, die Musik passt zur Stimmung, der Alltag ist plötzlich weit weg ... fast am anderen Ende der Welt, die Müdigkeit ganz nebensächlich und die Zeit scheint still zu stehen ... und wenn man irgendwann in den Schlafsack kriecht und nebenan jemand schnarcht, dass es über den Bodden schallt, ist das einfach egal. Müde und glücklich hat mich der Schlaf aufgefangen ...

Zeit

Vor ungefähr einem Jahr ... es war auf jeden Fall das zweite Wochenende im August ... blieb meine Uhr stehen. Ein kleines unauffälliges Teil noch mit Zeigern, ein Geschenk meiner Eltern vor längerer Zeit zum Geburtstag. Bestimmt schon lange nicht mehr modern, aber Uhren gehören zu den Dingen, die ich einmal habe und die einfach da sind. Ja ich oute mich, meine Uhren gehen nicht mit der Zeit, sie sollen sie mir nur zuverlässig anzeigen. So selbstverständlich, wie ich morgens und abends meine Zähne putze, so wurde die Uhr morgens ans Handgelenk gebunden und abends auf den Nachttisch gelegt. Und wenn sie doch mal stehenblieb, kriegte sie vom Uhrmacher meines Vertrauens eine neue Batterie.

Nun war's aber vor einem Jahr nicht die Batterie, es war die Neun. Die Neun oder eher der kleine Strich an der Stelle der Neun war auf Wanderschaft gegangen. Einfach abgegangen war er und hatte beschlossen, den großen Zeiger festzuhalten ... ein Zeichen?

Am Anfang war's wohl eher fehlende Zeit, eine neue Uhr zu kaufen. Oder Sparsamkeit? Die meiste Zeit des Tages sitze ich am Computer, der zeigt zuverlässig die Zeit, diverse Programme bieten an, mich rechtzeitig zu erinnern, wann es Zeit ist für dies und für das. Unterwegs hat inzwischen auch frau fast jederzeit ein Handy griffbereit. Auch das verät freiwillig, wie spät es ist, Wecken kann es auch. In Küche und Bad hängt jeweils eine große Uhr an der Wand, damit die Trollfamilie rechtzeitig aus dem Haus kommt, auch wenn diese Uhren nicht immer helfen können ...

Mit der Zeit hab ich mich also daran gewöhnt, keine Uhr mehr am Handgelenk zu haben. Vor allem im Urlaub und am Wochenende wollte ich nicht nach der (Uhr)Zeit leben, kam ich auch ganz gut ohne Uhr aus ... dachte ich zumindest, bis ich mich erwischt habe, immer öfter das Handy einzuschalten ... nur wegen der Zeit ...

Nun ist mir bewusst geworden, dass ein Jahr nicht gereicht hat, mein Zeitempfinden auch ohne ständige Uhr wieder zu trainieren. Ohne Zeitwissen erscheint der Tag schon fast vorbei, nur weil sich gerade Gewitterwolken vor die Sonne schieben. Ohne Zeitwissen krieg ich nach manch schöner Stunde ein schlechtes Gewissen, weil sie gefühlt lang wie drei war und ich doch noch zu viel zu tun habe. Ohne Uhr am Handgelenk greife ich viel öfter zu anderen Zeitanzeigern, weil unser Alltag inzwischen so vollgepackt ist, dass wir uns doch so oft nach ihr richten müssen.

So werde ich mir wohl in dieser Woche wieder eine Uhr kaufen und ständig am Handgelenk tragen. Und ich werde nach einem Blick auf die Uhr zwar wie vorher selten wissen, wie spät es gerade ist, aber ich werde das beruhigende Gefühl genießen, wenn ich weiß, dass ich noch Zeit habe ...

Sonntag, 12. August 2012

Ich bin zurück ...

... und hab mir fest vorgenommen, jetzt wieder öfter zu schreiben.

Es gibt Zeiten, da müsste der Tag 30 Stunden haben, die Schlafenszeit nicht mit eingerechnet. Und man hat das Gefühl, auch die reichen nicht. Man rennt durch's Leben, möchte alles schaffen ... und vergisst die Pausen dabei ... macht Fehler, muss die wieder ausbügeln, kommt immer langsamer voran und scheint nie anzukommen ... so zumindest fühlt sich für mich das letzte Jahr an. Und die Zeit für's Bloggen gönnte ich mir nicht mehr wirklich. Dabei wird mir immer mehr bewusst, dass mir das Bloggen hilft, den Tag zu verarbeiten, ich beim Schreiben vieles sortiere und wenn ich an dem Punkt bin, dass der Text reif zum Veröffentlichen scheint, bin ich wieder gelassen und wesentlich entspannter. Also versuch ich es wieder, mir die Zeit zum Bloggen - und damit für mich - zu nehmen.

Auch wenn ich mir mal vorgenommen hatte, nicht wie als Teenager bei jedem Eintrag ins Tagebuch die Ereignisse der Zeit nach dem letzten Eintrag nachzuholen, so werd ich mir heute untreu ... diesmal brauche ich das für mich, um hier wieder anknüpfen zu können. Aber nur ein bisschen, ich begrenze auf den Sommer ...

Besonders zum Schuljahresende folgt ein Termin dem nächsten. Und Urlaub bedeutet, ganz vieles vorzuarbeiten, schließlich ist man ja ne Weile weg und möchte wirklich mit aufgeräumtem Schreibtisch und gutem Gewissen, keinen Termin vergessen zu haben, mal richtig abtauchen.

Dann wird gepackt. Camping recht spartanisch bedeutet Freiheit und Unabhängigkeit, aber auch, an möglichst vieles vorher denken, zumal der Wechselkurs nicht gerade dazu verleitet, mal schnell was Fehlendes zu kaufen, nur weil es zu Hause auf dem Dachboden geblieben ist. Zelt und Schlafsäcke, lieber einen mehr, man weiß ja nie. Fahrräder und Schlösser dazu und Werkzeug und Flickzeug und Helme. Faltboot und Rettungswesten und lieber 3 Flügelmuttern mehr. Die Angelausrüstung für den kleinen Troll, genug Haken, ne Ersatzrolle Angelsehne, weil ich mit jedem Hedder ja doch manchen Meter rausschneide ... schließlich üben wir noch. Zwei oder doch lieber drei Pakete Rotwein für die geselligen Abende am Lagerfeuer? Nachkaufen muss in Schweden ja nun wirklich nicht sein. Beil und Säge für das nötige Holz ... es läppert sich alles so zusammen. In das eigentlich schon volle Auto muss noch ne komplette Pfadfinderausrüstung, das große Trollmädchen bleibt anschließend gleich im Urlaubsland und muss irgendwie auf dem Weg zur Fähre auf den Bauernhof, auf dem die Sippe wartet ...

Immerhin sind wir pünktlich auf der Fähre. Auf der andere Seite der Ostsee Regen, mal mehr und mal weniger im Laufe der erste Woche. Es dauert doch ne ganze Weile, ehe die nötige Entspannung einsetzt. Aber es wird von Tag zu Tag schöner, die Sonne scheint öfter, der seltene Regen ist auch nicht mehr so kalt. Und so kurz vor Urlaubsende hab auch ich das Gefühl, mich erholt zu haben. Und ich hatte endlich mal wieder mehr Zeit und Aufmerksamkeit für die Kinder, das ist im Alltag jetzt deutlich spürbar. Aber auch Zeit für mich war drin.

Aber wie rettet man diese Entspannung in den Alltag? Kurz vor Urlaubsende wird die Fahrt des großen Trollmädchens verlegt, sobald die Fähre im Gebiet deutscher Funknetze ist, koordiniere ich die Mitfahrgelegenheit für den nächsten Tag. Zu Hause wartet die nächste Überraschung ... ein aufgetauter Tiefkühlschrank ...
Der Schreibtisch ist voll, nach Feierabend wartet die volle Kofferraumladung, darunter Berge von meistens waldfarbener Wäsche. Das Zelt ist noch nass, wie kann es auch anders sein. Als es trocken ist, bläst ein Sturm dicke Wolken über unseren Garten, die sich erst in sintflutartigen Wassergüssen entleeren und dann mit Hagelkörnern werfen. Ich hab mein Zelt schon über die Ostsee fliegen sehen, aber das nasse Häufchen Elend, was da auf der Wiese lag, war elastisch genug, um sich an den Boden drücken zu lassen. Weitere drei Tage dauerte es jedoch, bis auch die durchweichte Schlafkabine wieder trocken war. Aber zurück auf den Dachboden kann die Hälfte vom Campingzeug noch nicht, der Aufwand mit der steilen Leiter lohnt sich nicht, wenn drei Wochen nach dem Urlaubsende Kindergeburtstag im Garten ist und der kleine Troll seine Gäste auch über Nacht einladen möchte. Schließlich hatte das große Trollmädchen in dem Alter auch Feiern mit Übernachtung, Gerechtigkeit muss sein.

Noch eine Woche bis zum Schulbeginn, die üblichen Vorbereitungen, nur dass das große Trollmädchen die Schule wechselt und wir noch nicht wissen, was wir überhaupt einkaufen müssen. Fest steht nur, sie fährt ab sofort mit dem Zug, aber die Busse zum Zug fahren immer dann, wenn kein Zug fährt ... also Mitfahrgelegenheiten organisieren.

Letztes Ferienwochenende, ein krankes Trollmädchen steigt aus dem Zug. Trotzdem müssen die Meerschweinchen samt Stall aus ihrem Urlaubsquartier abgeholt werden. Immerhin weiß ich jetzt, wie ich nach mir fahrende Autofahrer auf Abstand halte, der auf's Autodach gebundene Stall muss sehr respekteinflößend ausgesehen haben.

Inzwischen ist auch die erste Schulwoche um ... ich hab zwei Kinder nachmittags kaum erkannt. Mit Schulstart muss jemand an beiden mal kräftig gezogen haben, beide sind groß geworden. Nach dem ersten Schultag waren Schwindel und Übelkeit des großen Trollmädchens wie vom Erdboden verschwunden, die neue Schule ist cool. Ich hoffe sehr, dass sie das noch sagt, wenn jetzt in der zweiten Woche auch der Nachmittagsunterricht startet und die Hausaufgaben größer sind als das Einpacken des Lieblingsbuches aus dem Regal. Aber immerhin hat sie dort ihre besten Freundin, die schon im Jahr zuvor wechseln musste.

Gewöhnen muss ich mich jetzt noch an dieses eigenartige Zeitgefühl. Bisher war Sommer, dann fingen irgendwann im Juli die Ferien an, etwas später fuhren wir in den Urlaub. Und als die Felder abgeerntet waren und die Tage spürbar kürzer wurden, begann die Schule und damit der Alltag wieder, die Sandalen wurden gut geputzt und dienten noch ein paar Monate als Hauschuhe in der Schule und die braunen Beine wurden in langen Hosen oder Leggins versteckt.

Jetzt ist noch Sommer, ich war am Wochenende noch am Strand und in der Ostsee ... und trotzdem fahren wir jeden Morgen wieder in die Schule und zur Arbeit, der Urlaub ist aber vorbei, der Alltag hat uns voll im Griff. Das krieg ich noch nicht richtig sortiert. Aber immerhin hab ich so noch ne Weile Gelegenheit, meine braunen Beine zu zeigen ... ;-)