Ach ja, nun sind sie schon seit 2 Wochen vorbei, aber ich hatte einen Bericht versprochen. Unsere Ferien waren schön und ereignisreich, aber auch wieder sehr gedankenschwer ... so dass ich doch ein wenig mehr Zeit brauchte, sie nachwirken zu lassen. Die Ferien standen unter dem Motto "Zeit und Alter" ... nicht geplant, aber es hat sich so ergeben.
Die beiden Trollkinder durften eine Woche bei Omi und Opi verbringen, während die Trolljente fleißig arbeiten musste. Ich kam eine Woche später nach, wir hatten einen Tag alle zusammen und dann sind wir wieder in Richtung Norden aufgebrochen, hatten jedoch noch 3 Tage Urlaub unterwegs. Und da es im Februar doch zu kalt zum Zelten ist, hat die Trolljente das erste Mal in ihrem Leben eine Ferienwohnung gebucht. In der Umgebung von Potsdam sollte es sein, so dass wir bei schönem Wetter um die Seen toben konnten, bei schlechtem aber die Stadtnähe von Potsdam hatten. Gelandet sind wir hier in der
Kräuterscheune. Das war richtig gut, eine schöne Wohnung, nette Vermieter, Tiere zum Streicheln für die Kinder und viel Ruhe zum Auspendeln. Leider ist im Februar noch keine Kräuterzeit ... aber es lohnt sich bestimmt, im späten Frühjahr mal wiederzukommen.
Vor vielen vielen Jahren hab ich mal 2 Jahre in dieser Gegend gearbeitet und gewohnt ... ja als Berufsanfänger kurz nach der Wende, mit einem frischen Diplom in sozialistischer Planwirtschaft in der Tasche und neu in dieser Gegend war die Reihenfolge wirklich noch so, da stand die Arbeit an erster Stelle ...
So waren unsere Ausflüge sehr mit Erinnerungen verbunden, ich hab viele Orte wiedererkannt, manche Veränderung hat mich positiv überrascht, andere eher enttäuscht. Dem Potsdamer Umfeld ist die Nähe zur (Landes-) Hauptstadt deutlich anzusehen. Wo früher noch Obstplantagen waren, stehen jetzt lauter kleine und größere Wohnhäuser, gepflegte kleine Gärtchen drumrum. Vieles hat sich geschmückt und rausgeputzt und weit mehr bunte Schaufenster sind rechts und links der Straßen zu sehen. Aber beim näheren Betrachten fällt dann doch auf, dass es sich größtenteils um die Filialen diverser
Billigläden Läden im Niedrigpreissegment handelt, die, in denen man heute scheinbar preiswert kauft, aber nach kurzer Zeit dann noch einmal... Ja wer in der großen Stadt sein Geld verdient, der kauft eben auch gleich in der großen Stadt ein und genießt das Land am Wochenende und die Ruhe zum Schlafen...
Aber ich bin nicht wirklich traurig, denn ich denke gern an diese Zeit zurück, aber auch gelassen. Es war ein schöner Abschnitt meines Lebens, aber er ist abgeschlossen, schon länger, jetzt wohnen andere Menschen in meiner Wohnung, sitzt ein anderer an meinem Schreibtisch ...
Enttäuscht war ich ein wenig, wie oft wir vor geschlossenen Türen standen. Das Ziegeleimuseum in Glindow, dem die hiesige Zeitung 2 Wochen vor unserem Urlaub noch eine ganze Seite gewidmet hatte, hat trotz Ferien im Nachbarbundesland komplett geschlossen. Das Sommerhaus von Albert Einstein auch ... okay, das ist nur ganz klein ... ich kann es verstehen. Weniger verständlich ist für mich die lange Winterpause im Filmpark Babelsberg.
Dafür war eine Sandmännchenausstellung im
Filmmuseum Potsdam, die Kinder waren begeistert und wir hatten eine Kinovorstellung nur für uns allein.
Wir waren in Petzow am See, auch hier haben Hochwasser und Frost bizarre Gebilde hinterlassen, nicht nur an unserer Küste.
Und an dieser Badestelle bin ich früher so manches Mal auf dem Heimweg schnell in den See gesprungen ... ob das jetzt ein Wasserwandererrastplatz ist?
Die Trollkinder haben in Caputh die kleine Fähre bestaunt ... ist sie doch ein Winzling im Vergleich zur Schwedenfähre. Für mich dagegen ist sie jetzt modern geworden, damals gab es keine wirkliche Rampe, sondern nur ein Blech, das sich beim Anlagen mit kratzendem Geräusch über die schrägen Betonplatten schob. Gesichert wurde an beiden Seite durch eine rostige Kette, bremsen musste man auf jeden Fall vorher ...
Vor allem war die Überfahrt jeden Morgen mit einem Bangen verbunden. Kam ich mit meinem Fahrrad mit der ersten Fähre morgens im Dunklen rüber und pünktlich im Nachbarort an, nahm mich ein lieber Kollege samt Fahrrad mit dem Transporter mit ... kam ich zu spät, durfte ich noch viele Kilometer die B1 langradeln und kam viel zu spät, denn warten konnte er nicht ... Fiel die Fähre morgens aus (und das war öfter mal der Fall), gab es als Alternative nur den Fußweg auf der Eisenbahnbrücke, aber dazu schleppte ich mein Rad viele Stufen hoch und auf der anderen Seite wieder runter ... und das alles unter Zeitdruck...
Das sind Geschichten, die die Trollkinder zwar mit Staunem hören, aber doch nicht wirklich nachvollziehen können ... Mama hat doch schließlich ein Auto ... jetzt ja ...
Und während die Trolljente noch so manche Erinnerung an sich verbeiziehen lässt, beobachten die Trollkinder das Entenfüttern und genießen die Zeit...
Und da sind wir wir wieder bei "Zeit und Alter" ... so ohne Nähmaschine hatte die Trolljente abends endlich mal mehr Zeit für Filme. Unter anderem wartete da "Wolke 9" auf mich. Ein Film, den ich unbedingt sehen wollte, aber nicht im Kino. Ich wollte allein sein dazu, ihn auf mich wirken lassen. Behandelt dieser Film ja doch ein Thema, das nach wie vor kaum angesprochen wird, eine Generation, in der Ehen in der Regel wirklich noch bis zum Lebensende geschlossen wurden und in der man über S*x immer noch nur hinter vorgehaltener Hand spricht. Es ist ungefähr die Generation meiner Eltern ...
So ganz zufällig passte auch ein Besuch bei lieben Bekannten aus dem letzten Sommerurlaub zum Thema "Zeit und Alter". Bei einer ganz tollen Patchworkfamilie, mit der wir manche Paddeltour gemacht und manchen Abend am Lagerfeuer verquasselt haben. Er ... vielleicht etwas jünger als ich, sie (war damals nicht mit im Urlaub) ... doch deutlich jünger. Ein Haus, in dem das Leben zu spüren ist, und auch, dass es noch nicht fertig ist, sondern immer in Veränderung, eben lebendig. Wir trafen uns und ich fühlte mich bei ihnen einfach pudelwohl, fast ein bisschen wie zu Hause. Wir waren einfach da, obwohl inzwischen Monate fast ohne Kontakt vergangen waren. Aber auf der Rückfahrt fiel mir doch auf, dass ich deutlich älter bin als sie, dieser Unterschied in der Runde aber so gar nicht auffiel. Und dann dachte ich daran, wie anders es oft bei Gleichaltrigen zugeht, wie festgefahren so manches ist ... und dann kreisen die Gedanken ...
Ein ganz tolles Museum haben wir noch besichtigt, das möchte ich Euch nicht vorenthalten. Trotz Winterzeit war das
Handwebereimuseum in Geltow geöffnet und die Trollkinder durften zuschauen, wie das Schiffchen von einer zur anderen Seite fliegt, aus Fäden ein Ganzes entsteht, und mit der Katze und Wollfäden spielen.
Für die Kinder ein krönender Abschluss war dann auf der Heimfahrt ein Besuch in blau-gelben-Möbelhaus. Während die Trolljente mal wieder diverse Kleinigkeiten einsammelte ... in der Hoffnung, damit mehr Ordnung in unsere kreative Bude zu kriegen ... tobten sich die Trollkinder im Kinderparadies aus, bis wir wieder vereint (und mit neuem Vorrat an Zimtschnecken) die letzten 100 km Heimfahrt hinter uns brachten ...